Karstadtneubau: Macht Karstadt besser, reisst es nicht ab.

Benkos signa-Gruppe will Karstadt am Hermannplatz abreißen und durch ein Gebäude ersetzen, das sich am gesprengten Monumentalbau der 20er Jahre orientiert. Ziel des Investors ist die maximale Ausnutzung von Immobilienstandorten in zentralen Einkaufslagen durch die Realisierung von maximaler Ausnutzung der Grundstücke.  In Berlin ist er damit zunächst am Kudamm gescheitert, das jetzige Planungsrecht lässte die gewollte Nutzung nicht zu, der bezirkliche Hochhausentwicklungsplan von Friedrichshain/Kreuzberg schließt Hochhäuser in Gründerzeitquartieren aus. Eine grundsätzliche Anpassung des Planungsrechts an die Wünsch von Signa entspricht weder den städtebaulichen Zielvorstellungen des Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain noch denjenigen von  Neukölln. Dieses werden wir im zwingend notwendigen Bebauungsplanverfahren einfordern.

Der Karstadtbau steht  teilweise unter Denkmalschutz: Nicht nur das historische Fassadenrelikt an der Hasenheide, sondern gerade die moderne steinerne Nachkriegsarchitektur von Alfred Busse  an den Platzecken, die das heutige Erscheinungsbild gegenüber dem Hermannplatz ausmacht. Die Distanzierung von der einschüchternden Monumentalität bei Beschränkung auf vier horizontal organisierte Geschosse war und ist gültiges Programm. Heute hat der Bau wieder ein der Platzgröße entsprechendes  menschliches Maß. Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sowie  Konsumgütern wird  erbracht. Weder eine –  mit Entlassungen von MitarbeiterInnen einhergehende – Verringerung der Angebotsfläche des Warenhauses,  noch eine  Neuorientierung auf ein höherwertiges Angebot erscheint wünschenswert. Das jetzige Karstadtgelände muss als Einzelhandelsstandort in seiner jetzigen Dimensionierung auf den alltäglichen Bedarf einer eine  nicht sehr einkommenstarken Bevölkerung erhalten werden. Für höherwertige oder auf Touristen orientierte Angebote ist hier der falsche Platz. Die jetzige Ergänzung durch Sportangebote, Post und Bank ist eine richtige standortgerechte Nutzung, nicht jedoch die angedachten Hotel- und Büronutzungen.

Neukölln wäre von dem auf Kreuzberger Seite liegenden Projekt mehrfach betroffen

  • Bei einem Neubau drohen  Überkapazitäten und lokal steigende Gewerbemieten im Bestand. Die negativen Auswirkungen auf den zentralen Neuköllner Wirtschaftsstandort KMStr. sowie den kleinteiligen vorwiegend migrantisch geprägten Handel z. B. am Kottbusser Damm wären gravierend. Wir wollen diese Arbeitsplätze nicht verlieren.
  • Der Aufwertungsdruck in den angrenzenden Wohnquartieren würde durch eine  verstärkte Spekulation mit Wohnhäusern samt steigenden Mieten weiter steigen. Ein von Friedrichshain-Kreuzberger Seite ins Spiel gebrachter – vom Investor Benko auszustattender  –  Fonds der einzelne Hausaufkäufe durch Bezirke ermöglichen würde, könnte nur eine  Nothilfe sein und wird  nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein können. Ein Bezirk darf sich städtebauliche Pronzipien nicht abkaufen lassen
  • Ein angeblich bauökologisch motivierter Abriß und Neubau des Bestandsgebäudes kann durch  eine ressourcenschonende energetische Ertüchtigung abgewendet werden. Nach dem 20 Jahre zurückliegenden letzten Umbau ist der Investor auf ein fundiertes ökologisches Modernisierungskonzept zu verpflichten.

Zusätzliche Brisanz erhält Benkos Vorhaben durch seine Unterstützung rechtskonservativer Politik in Österreich. All seine Versprechungen sind angesichts der bisherigen Aktvitäten mit höchsten Misstrauen zu begegnen, da hilft auch die Einschaltung eines weltbekannten Architekturbüros nicht.

 Zusammenfassung

  • Das Konzept für Neubau überzeugt nicht
  • Der Bedarf ist gedeckt – ohne Großgebäude  mit Hochhaustürmen
  • Zusätzl. Gewerbeflächen erhöhen Verdrängungsdruck bei bestehendem Gewerbe und in Wohnquartieren
  • Eine energetische Sanierung des Bestandsgebäudes wäre ausreichend

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Links zur früheren Historie um Karstadt